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Rückbau des Weiß-
Wehres in der Lothar-Irle-Straße

Der Entsorgungsbetrieb der Stadt Siegen hat das Wehr an der Weiß, einem Nebengewässer der Sieg, zurückgebaut. Damit ist das letzte große Industriewehr auf Siegener Stadtgebiet Geschichte.

Wo vorher ein wuchtiger Betonbau stand, befindet sich die Weiß jetzt in einem für das Auge idyllischen, fast naturnahen Zustand wieder. Lange Zeit stellte das Wehr ein für Fische und Kleinstlebewesen wie Lachse, Elritzen, Äschen, Bachforellen oder Edelkrebse unüberwindbares Hindernis dar. Immerhin betrug die Stauhöhe des Wehres rund drei Meter.

Seit Mai 2022 wurde die ehemalige Wehranlage zu einer Gewässerrampe umgebaut. Die Bauarbeiten gestalteten sich aufwendig. Unterhalb der ehemaligen Wehranlage musste die Gewässersohle angehoben werden, oberhalb das dort vorhandene Betonprofil segmentweise aufgeschnitten werden. Während der Bauphase wurde der Fluss umgeleitet mittels eines so genannten „Hebers“, der vor Ort zusammengeschweißt wurde. Die vorhandene Betonplatte musste aufgeschnitten und das Gefälle der Rampe bereits in den Fertigteilen aufgebaut werden, denn der Aufbau ist einem natürlichen Gewässer nachgebildet. Im Anschluss an die Fertigteile musste der Gewässerraum mit einer Lehmschicht abgedichtet und einem Vlies geschützt werden. Die Befestigung erfolgte dann mit Stein- und Saatmatten. Die „Rampe“ ahmt das natürliche Gefälle nach und ist etwa 100 Meter lang. Verschieden große Steine im Bachbett verwirbeln das Wasser und reichern es mit Sauerstoff an. Ruhezonen wurden geschaffen, so dass sich dort in den kleinen Senken Bachbewohner tummeln und ansiedeln können. Ein Fischereigutachter hat die Maßnahme begleitet.

Für den Abriss der Wehranlage mussten etwa 120 Kubikmeter Beton abgebrochen werden. Für den Neubau der Sohlgleite wurden rund 900 Kubikmeter Boden bewegt, mehr als 1.000 Tonnen Wasserbausteine versetzt sowie 500 Quadratmeter Steinmatratzen. Zusätzlich wurde Röhricht gepflanzt, um die Ufer zu begrünen. Das Ziel ist nicht allein die Herstellung eines natürlicheren Flusslaufs, sondern gleichzeitig auch die Verbesserung der Wasserqualität, was sich in einer größeren und reicheren Vielfalt von Flora und Fauna auswirkt.

2022 12 14 Rückbau Weiß Wehr - ESi Siegen

Die Kosten für den Umbau des Gewässerabschnitts liegen bei rund 1,1 Mio. Euro. Sie werden zu 90 Prozent vom Land über die Bezirksregierung gefördert sowie mit 10.000 Euro von der Fischereigenossenschaft Siegen.

Mit dem Ende des Rückbaus wurde das letzte Kapitel in der fast 20-jährigen Abrissgeschichte der Siegener Industriewehre zugeklappt. Diese hat im Jahr 2004 begonnen mit dem Rückbau des Ferndorfwehrs im Bereich der Deutschen Edelstahlwerke. In den Folgejahren verschwanden dann die Wehre an der Sieg (Effertswehr, Kleinbahnhof Weidenau, Stadtgrenze Weidenau) und Weiß (Hainer Hütte, Bahnhof Siegen-Ost, Stadtgrenze Dielfen).

Grundlage dafür ist die Umsetzung der im Jahre 2000 in Kraft getretenen EU-Wasserrahmenrichtlinie. Sie zielt ab auf eine Wiederherstellung der Fließgewässer in einen guten, naturnahen Zustand. Mit dem Rückbau des Wehrs „Lothar-Irle-Straße“ ist das Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Stadtgebiet Siegen damit abgeschlossen.

Update vom 26.04.24

Weiss-Wehr im Frühjahr 24

(ehemaliges Weiss-Wehr im Frühjahr 24)